CORONA-Blues, gibt´s den denn?

15. Jun. 2020

CORONA-Blues, gibt´s den denn?

wie schaut es denn jetzt bei uns allen wirklich aus?

Da meine Familie oder besser, wir alle in der Ebster-Gruppe die Krise ohne wesentliche finanziellen Einschränkungen (Einbußen ja, aber es musste keiner hungern..) erlebt haben, stelle ich mir die Frage, wie geht es denn den anderen?
Auch mein Freundes- u. Bekanntenkreis ist gesegnet, da das Thema beim Jammern während des Shut-Downs eher auf Rückenbeschwerden durch zu viel Zeit auf dem Ergometer oder High-Scores an der Körperwaage beschränkt war.

Vielfach hörte ich, der Lebensmittler wird nur einmal wöchentlich besucht, daher weniger Ausgaben und trotzdem gesündere Küche. Keine Shops, Kinos, Sportstätten, Freizeiteinrichtungen, Gastrobetriebe offen, die Kurzurlaube gestrichen. VIEL weniger Ausgaben! Lediglich beim Alkohol…., aber da ist bei mir ja der Weinkeller gut gefüllt.

Wisst ihr Geschichten, kennt ihr WIRKLICH Betroffene? Es würde mich stark interessieren!
Viele haben den Job verloren, davon gehe ich aus. Aber willige Menschen, die etwas Flexibilität mitbringen, haben doch sofort wieder einen Platz.

Ja, in der Wirtschaft braucht man nur 1 und 1 zusammenzählen und sieht die Gastronomie und Tourismusindustrie samt den Verkehrsmitteln Flugzeug, Bahn als Hauptgeschädigte.
Aber auch hier gilt es zu differenzieren. Als Unternehmer hat man die Verpflichtung, in der guten Zeit Rücklagen zu schaffen – „drum spare in der Zeit, dann hast du´s in der Not..“
Wenn ich von Top-Hotelbetrieben, die jahrzehntelang Auslastungen über 75-80% erzielt haben, die traurigen Bilder von der mangels Beschäftigung, kartenspielenden Hoteliersfamilie sehe, dann hält sich mein Mitgefühl in Grenzen. Gerade in den touristischen Speckgürteln von Salzburg und Tirol, wo die Gigantomanie der Luxushäuser kein Ende nimmt. Unternehmerisch ist die Zeit herausfordernd, das steht außer Frage.
Auch die Industrie, die gut von der Kurzarbeit abgefedert wird, hat unglaubliches Kapital gescheffelt in den letzten 10 Jahren.
Bahn und Flugzeug sind seit eh und jeh keine CashFlow-Giganten, die Bahn hat einen (teuren) Infrastrukturauftrag und wird politisch missbraucht, die Luftfahrt braucht eine Bereinigung und damit einhergehende steigende Ticketpreise. Das ist jetzt die Gelegenheit. Vielleicht fangen aktuell die in diesen Branchen sehr starken Gewerkschaften auch einmal zum nachdenken an.
Insgesamt kann der Tourismusindustrie ein krebsartiges, unkontrolliertes Wachstum vorgeworfen werden, das jetzt einen Coitus Interruptus erfährt. Zeit nachzudenken?
Das wäre ja schon wieder Thema für einen Extra-Beitrag (Kreuzfahrtschiffe im Canale Grande, Exzesse in Ischgl, Chinesenschwemme weltweit, etc.)

Vereinfacht gesagt, alle, die jetzt in eine Insolvenz rutschen, hatten vorher schon strukturelle Probleme, PUNKT. Die anderen sollen Rücklagen auflösen, bevor es wieder ans Verdienen geht.
Ausnahmen sind die vielen Ich-AG´s, die Kleinbetriebe, die kleinen Mittelbetriebe, die aufgrund fehlender Möglichkeiten in der Steuergestaltung und zu geringer Größe keine Rücklagen bilden können. Dort gehören die finanziellen Stützungen hin, mit genauer Überprüfung gegen Mißbrauch.

Interessanterweise wurden auch trotz geringeren Lebenshaltungskosten die Pensionen nicht angerührt. Also, etwas mehr Solidarität darf man schon einfordern. Bei Pensionen über 3.000€ netto hätte ich für die 2-3 Monate 20% weniger ausgeschüttet. Leider sind die Grauwölfe in der Wahlstatistik ganz oben, da fällt so eine Entscheidung unter politischen Selbstmord.

Aber nochmal, auch aus der Wirtschaft. Gibt es Beispiele großer Härte, die an mir vorbeigehen? Ich kenne keinen Bereich, der nicht sofort mit stark reduzierten Kosten konfrontiert war und daher gut puffern konnte. Oder?

Der Artikel soll nicht als Provokation an alle, die das Jammern zur Kunst erhoben haben, dienen. Sondern als Reflexion und Aufforderung, das Positive an dieser Krise zu sehen – so eine Art Detoxing für die Gesellschaft….