wie wird das Arbeiten (bei Ebster) wohl zukünftig sein?
Auf meinen Bericht über manch Missbrauch der Kurzarbeit erreichte mich eine gesamtheitlich positive Reaktion mit dem Bonmot, dass über Homeworking gar nichts gesagt wurde.
Na, klar, es ging ja um Kurzarbeit. Aber ungeachtet dessen, ich fand es wert, grundsätzlich darüber nachzudenken, was sich denn jetzt groß ändern wird.
Schlagzeilen wie „Das Ende des Büros“, „Fliegen wird nie wieder so sein wie es war“, „Rückkehr zur Küche samt Hausmannskost“ dominieren aktuell über Reiseberichte und Restaurantkritiken.
In meinem privaten Facebook-Account ein ganz seltener Post, aber ich konnte nicht umhin. Ein Verweis auf die Seite „Visualcapitalist.com“, wo eine klassische Verzerrung des Kapitalmarktes thematisiert wird. Aktuell ist ZOOM an der Börse mehr wert wie die 7 größten Airlines der Welt zusammen (!) – Lufthansa, Air France/KLM, IAG (British/Iberian), Southwest, Delta, United und American Airlines. ZOOM, eine Plattform, ein Code, ein paar Bürogebäude, that´s it. Und nicht tausende Flieger, Beteiligungen an Flughäfen samt einer Vielzahl von Shopping Centers, Servicefirmen und natürlich auch eine Menge Immobilien. Das ist ein paar Gedanken wert.
Das die Digitalisierung einen Vitaminstoß bekommt, ist nicht anzuzweifeln. Das ein Teil der Arbeit auch zuhause erledigt werden kann, das streite ich nicht ab. Möglicherweise und da freue ich mich sehr darüber hat der eine oder andere das Kochen wieder entdeckt. Aber von all diesen neuen Gewohnheiten, wieviel Anteil an der Gesellschaft werden die Trends haben?
Ich betrete gefährliches Terrain, wenn ich sage, wir sind gerade mal um 2 Ecken aus der Steinzeit raus. Unser Gehirn funktioniert noch ziemlich genauso wie damals. Grösser ist es geworden, gottseidank, sonst hätten wir bei der heutigen Datenmenge ein krasses Problem.
Wer Daniel Kahnemann gelesen hat, weiß auch, dass wir ein System 1 und 2 haben, das eine ist der Autopilot, das andere der aktive Steuermann. Leider hat uns der Autopilot meistens im Griff. Neue positive, aber auch negative Gewohnheiten kommen nicht über Nacht, dazu ist eine längere Anpassungsperiode nötig. So einen Zeitraum hätten wir jetzt, daher könnte man glauben, dass die Umstellungen bei Ernährung, Arbeit, Bewegung, Hygiene oder Konsum dauerhaft werden. Glaube ich nicht! Wieso? Weil vielen in dieser Zeit die Chance auf Gewohnheitsänderungen gar nicht bewusst war. Eher waren die Einschränkungen lästig.
Beispiel Ernährung – vor wenigen Wochen beim Airport-Center, ich auf dem Weg zum Notar, eng in der Zeit. Anfangs noch nicht bewusst, stelle ich nach ein paar Minuten fest, dass ich von der Autobahn runter nicht weiterkomme, Schritttempo. Ich hatte vergessen, dass an diesem Tag ein bekannter Fastfood-Schuppen seine Drive-In Tore erstmalig wieder geöffnet hatte, Resultat war eine hunderte Meter lange Autokolonne, der ich, obwohl eine andere Destination, auch angehörte.
Beispiel Videokonferenz – es gibt ja schon den Begriff Zoom-Fatigue. Viele werden bestätigen, dass ein paar Videoschaltungen am Tag zu einer extremen Müdigkeit führen. Vereinzelt ja, vor allem, wenn nicht zu lange, aber forcieren will ich das nicht.
Beispiel Homeworking – nach etlichen Erfahrungsberichten der Ebster-Betriebe stelle ich fest, es geht, wenn wer einen abgegrenzten Bereich und nicht den Küchentisch zur Verfügung hat. Und wenn, dann nur in Blöcken oder bei Pendlern einzelne Tage. Allgemein sind wir soziale Wesen und froh, wenn wir unsere Kollegen live sehen. Ich sehe für mich persönlich und das gilt sicher auch für andere, Arbeit und privat verschmilzt, meine Beschäftigung war sicher weiter in die Abendstunden als normal. Also nicht ungefährlich, wenn die Grenzen verschwimmen.
Resümee meinerseits – wenn die Medizin die Lösung gegen COVID 19 findet, dann wird (fast) alles wieder so sein, wie es war.
Aber ich bin gerne für Diskussionen offen, weil ich eines genau weiß – dass ich eben nichts weiß……