Im Sturm

17. Mrz. 2023

Im Sturm

Gedanken zur gegenwärtigen Lage

Krisen über Krisen, hört das denn nicht endlich einmal auf? Das denkt sich aktuell zumindest jeder, der sich ein bisschen mit der Welt da draußen beschäftigt.
Ich könnte nicht behaupten, dass mich das alles nicht tangiert. Ganz im Gegenteil. Als Unternehmer im Bau- u. Immobiliensektor trifft es uns aktuell ganz hart. Steigende Zinsen, hohe branchenübliche Fremdkapitalanteile, restriktive Finanzierungsvorschriften bei Privaten, unkalkulierbare zweistellig inflationäre Randbedingungen im Einkauf haben dafür gesorgt, dass wir das Ruder ganz festhalten müssen.

Jetzt wird sich zeigen, wer bei fallendem Wasserstand Badehosen anhat. Die Bauträgerbranche war für viele Glücksritter in den letzten Jahren ein Tummelfeld. Einfach Grundstücke überteuert beschaffen, günstigen Planer besorgen, Pfuscher beschäftigen, die Kunden kommen von alleine und kaufen dann den mängelübersäten Dreck.

Die kommende Zeit wird eine Bereinigung bringen, die dringend nötig ist. Der Weg dorthin, auf den freue ich mich nicht. Wie weit hier auch in unserer Gruppe Straffungen und Veränderungen nötig sind, wird sich zeigen.
Für Schönwetterkapitäne ist an Deck kein Platz mehr, jetzt sind sturmtaugliche Seebären gefragt.
Es ist halt irgendwann auf diesem Weg vergessen worden, wie sich die Welt mit 5% Kreditzinsen oder darüber anfühlt. Wir waren vor 20 Jahren damit konfrontiert und hatten trotzdem viel zu tun. Das wird auch wieder so sein, lediglich gibt es davor eine Transformation, ein Change im Mindset der Menschen.

Man möchte glauben, schön, dann sinken die Preise wieder auf leistbare Ebenen, hat ja alles auch Vorteile. Ich sage, falsch gedacht. Wenn wir aktuell 9,5% Lohn- u. Gehaltsanpassung haben, die zu einer Verteuerung von etwa 3% auf den Endpreis führen, wenn die Zulieferindustrie keinen Deut preislich nach unten marschiert, sondern Beton im Gegenteil um einen zweistelligen Prozentsatz teurer wird (?), dann können wir unsere Konditionen etwas schärfen, aber zaubern ist uns auch nicht möglich.
Die kalkulatorische Schwerkraft können wir nicht außer Kraft setzen, ohne über kurz oder lang wirtschaftlich schwerelos zu werden.

Wie geht man mit dem depressiven Umfeld am besten um?

Es ist spürbar, dass manche Mitspieler, Kollegen und andere Stakeholder trübsinnig werden, die Risikofreude ist beim Klo runtergespült worden. Es hat ja sowieso keinen Sinn, hört man da oder dort.
Ich habe mich schon oft genug ertappt, in die gleiche Falle zu laufen.
Aber stopp, wir leben noch und das ganz gut. Es kann nicht immer wirtschaftliches Schönwetter geben. Das gilt aber auch für den Sturm. Der hört irgendwann einmal auf.

Bis dahin wie gesagt, stramm am Ruder festhalten, den Blick fokussiert auf helle Flecken am Horizont.

Pragmatisch gesehen, hilft mir in dieser Zeit:

  • Energie hoch halten durch Stressmanagement, guten Schlaf und wenig Sünden….
  • Bewegung und Sport, um den Kopf freizukriegen
  • Atemtechnik und kurzes Innehalten
  • Austausch mit positiven Menschen, die ein ähnliches Mindset haben – Jammerer gehören hier definitiv nicht dazu
  • Und noch einiges mehr, aber das geht zu sehr ins Detail

Der „Free Lunch“ ist vorbei.

Also, zieht euch das Allwettergewand an und haut euch rein in die Extreme, ich verspreche euch, es ist noch ein jeder an der Intensität der Aufgabe gewachsen.