Stabilität im Leben !?

25. Okt. 2021

Stabilität im Leben !?

ein Sprücherl zum Nachdenken….

Auf der firmeninternen Chatgruppe ist letzte Woche ein Spruch platziert worden, der zwar als Scherz gedacht ist, aber mehr Wahrheit in sich hat, als so mancher denkt.

„Essen wird teurer, Sprit wird teurer, Gas wird teurer. Zum Glück bleib mein Gehalt gleich, man braucht etwas Stabilität im Leben.“

Vor wenigen Monaten habe ich aus den Berichten, die ich lese, von einer kommenden Energiekrise gesprochen, die möglicherweise über den Winter bis in das 2022er Jahr hineinreichen wird.
Sie ist wohl schneller da, als gedacht.
Gaspreise in Europa verdreifacht, Kohlepreise weltweit massiv gestiegen, der Ölpreis über 80 mit Richtung 100$, die Kernkraft wird von Frankreich bis Asien wieder populär.
Das Problem auf Erpressungsversuche von Putin in Richtung Europa wegen NorthStream zu reduzieren (das höre ich aktuell sehr oft) ist zu vereinfacht.

Für mich gibt es 2 Hauptgründe für diese Verknappung.

Einerseits ist es wieder einmal der Virus. Der panikartige Preisverfall im Frühjahr 2020 hat weltweit viele Produktionsstätten flachgelegt. Vor allem die US-amerikanische Ölproduktion (Fracking) wurde unwirtschaftlich, die Bohrlochanzahl sank um über 90%. Wenn man jetzt weiß, dass die Amis mittlerweile ölautark waren, ist vorstellbar, wie massiv die jetzt als Käufer auftreten. Im Land der SUV´s und anderer Benzinfresser.
Covid hat aber weitere Auswirkungen, die periodisch auftretenden Shut-Downs legen Produktionsstätten lahm, egal, welche Energieart. Lieferketten werden permanent gestört, die natürlich auch Ersatzteile oder andere Betriebsmittel zu den Produzenten liefern sollen und nicht können.

Der zweite Grund ist viel diffiziler und für mich als Menschen mit grünem Herz schmerzhaft. Kennt ihr den Begriff „ESG“. Ausgeschrieben „Environment Social Governance“ ist der Begriff stellvertretend für die Bewertung von Unternehmen am Kapitalmarkt, wie weit sie der Menschheit einen „guten“ Nutzen bringen. Schlechtere Unternehmen wie Ressourcenfresser Bergbau, Öl-, Gasproduzenten, Schifffahrt usw. bekommen einen niedrigeren Score und haben weniger Möglichkeiten, sich am Markt Geld zu besorgen. Damit werden die Branchen geschwächt.

Obwohl ich fest daran glaube, dass in den nächsten 30 Jahren eine massive Energiewende stattfinden wird (und muss), entsteht aktuell ein Engpass. Wind, Solar, Biomasse, Wasserkraft und deren Speichermöglichkeiten sind von den Kapazitäten noch so weit weg, um die fossile Energie zu substituieren. Deren Kapazitäten haben sich dementsprechend nach den ersten Covideinflüßen nicht mehr erholt, im Gegenteil, die großen Ölkonzerne werden gezwungen, unpopuläre Divisionen zu schließen oder abzustoßen. Die Greta-getriebenen Entscheider machen derzeit eine ungeduldige Fehlentscheidung nach der anderen. Gut gemeint, aber kurzfristig führt das zu explodierenden Preisen bei Gas, Öl, Kohle und Uran – Punkt.

Die durch die obigen Gründe entstandene Inflation greift jetzt über auf andere Bereiche. Energie ist kalkulatorisch in jeder Branche entscheidend. Eine Veränderung schlägt sich massiv durch.
Politiker versuchen, von der „transitorischen“, also vorübergehenden Preissteigerung zu sprechen und damit zu beruhigen. Kann sein, die Stimmen aus der Wirtschaft lauten anders. Jeder hofft, dass die Preise sich stabilisieren, an einen Rückgang glaubt sowieso keiner.

Und was kommt jetzt?
Wir landen beim Essen, Nahrungsmittel werden teurer werden. Die Preise am Weltmarkt für Agrarprodukte aller Art steigen bereits rapid, das kommt dann mit ein paar Monaten Verzögerung bei uns an. Dann wird es kritisch.
Wenn ein Großteil des Einkommens für Wohnen und ESSEN draufgeht und das nicht mehr leistbar ist, beginnt der Hunger. Auch wenn eine Mehrheit der Bevölkerung kritisch betrachtet genügend Fettreserven hat und das für ein paar Wochen ja nicht so schlecht wäre fürs Gesundheitsbudget des Staates, langfristig führt verringerte Kalorienzufuhr zu > Revolutionen.
Und Lösungsansätze wie der von Marie Antoinette kurz vor ihrer Enthauptung sind auch nicht zielführend (ihre Antwort auf den Mangel an Brot für die Bevölkerung „Dann sollen sie halt Kuchen essen….“).

Auf der anderen Seite sollten wir Arbeitgeber für einen Ausgleich sorgen, um diese Preissteigerungen abzufedern. Stimmt, bei Härtefällen werden wir genau schauen.
Um gleiche Randbedingungen zu schaffen, sind hier natürlich die Sozialpartner gefragt.
Es ist jedoch aufzupassen, dass wir nicht in eine der gefürchteten wirtschaftlichen Situationen, nämlich in eine Lohn-Preis-Spirale geraten. Dies würde einen selbstverstärkenden Effekt haben und die Inflation bis zur Hypervariante hin befeuern.

Wir werden sehen, wo die Reise hingeht. Es wird holpriger, wenn nicht sogar stürmisch.
Ich kann nur jedem empfehlen, genau zu beobachten, was draußen passiert, nicht die Aussagen der Politik allzu ernst nehmen und Reserven auf die Seite zu legen.
Es muss nicht immer der TakeAway-Cafe um 5€ und das Menü vom Fastfoodler um die Ecke mit nullkommanull Nährwert sein. Von den Einsparungsmöglichkeiten bei den diversen Alltags-Süchten gar nicht zu reden.

Also, wie immer meine Aussage – jeder ist seines Glückes Schmied.