Werteflimmern

15. Feb. 2023

Werteflimmern

Neue Sichtweisen zur Vision und den Unternehmenswerten

Ganz am Anfang des Projektes „Leonardo“ zog ich mich samt Coach Norbert Heigl und den Führungskräften an den Fuß des sagenumwobenen Untersberges zurück. Unsere Aufgabe war, die Vision, Mission und die wichtigsten Werte des Unternehmens herauszufiltern.

Das war für alle spannend und eine willkommene Abwechslung. Vor allem auch für mich, da alle eingebunden waren und damit der bei mir übliche Monolog über solche Themen etwas bunter wurde.

Leonardo hat sich weiterentwickelt, siehe auch die Beiträge der letzten 2 Jahre. Wir haben die Basis für eine professionelle Verfolgung von strategischen Zielen gelegt, eine Unmenge von persönlichen Entwicklungs- u. Konfliktgesprächen geführt, Neues über Führungsthemen, Arbeitsmethoden, Kommunikation und Time Management gelernt und parallel dazu das gesamte Führungsorganigramm revolutionär verändert.

Anfang 2021 bekam ich ein Werk von Stefan Merath in die Hände, Titel „Dein Wille geschehe“. Der Autor von „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“ war für mich ja ein Wegzeiger für die Veränderungen vor einem Jahrzehnt. Das letztere Werk ist wie immer bei Merath als Story verfasst, eine Verdichtung von vielen gelesenen Werken ergänzt um die eigenen Erfahrungen. Es gibt wenige Bücher, die ich in meinem Leben mehrfach gelesen habe, „Dein Wille geschehe“ hat es in gut 2 Jahren bereits 4x geschafft, mich mitzureißen. Mittlerweile sind mehr Passagen mit Leuchtstift markiert als ohne.

Die Lektüre hat mich in Verbindung mit meinen täglichen Erfahrungen zum Nachdenken gebracht. Kann eine Vision den Mitarbeitern nähergebracht werden, kann diese mitreißen? Wieso merkt sich den keiner die Unternehmenswerte? Ist das der richtige Weg?

Teils glaube ich heute.

Ich habe für mich eine Vision geschrieben, eine Story über 20 Seiten über ein paar Wochen in der Ebster-Gruppe im Jahr 2030. Für mich ein bewegendes Werk, ich lese es einmal im Quartal und habe dann meist feuchte Augen.

Aber ich habe es bis heute keinem gezeigt, weil ich mir nicht sicher bin, ob das auch für Mitarbeiter so spannend ist. Ob es verstanden wird, zwischen den Zeilen gelesen?

Möglicherweise für einige wenige, für viele wahrscheinlich eine nette Geschichte, um den Peter besser zu verstehen, aber eben seine Story. Und für eine Minderheit möglicherweise wieder ein Grund, den Chef zum Arzt zu schicken.

Eine Frage aus dem Merath-Werk hat mich aufgerüttelt. Wem folgt man eigentlich, der Vision oder dem Visionär? Die Antwort hat mir auch unser Coach bestätigt, dem Visionär.

Die Vision ist ja auch über das eigentliche Unternehmen in die Gesellschaft hinausgehend, betriebsintern ist eher die Mission der interessante Part. Unsere Mission, die wir im kleinen Kreis definiert haben, lautet:

Wir verbessern das Leben der Menschen!

Na geh, möchte man sagen, das ist doch eh logisch. Ist es eben nicht, einen Tabakkonzern beispielsweise werden wir nicht übernehmen. Schlechte Bauqualität zu liefern liegt nicht in unserer Genetik. Partner zu häkeln ist ein NO-GO.

Ich möchte mich daher etwas mehr auf die Mission samt der Strategiearbeit konzentrieren, die Vision wird sich im Laufe der strategischen Weiterentwicklung mitformen.

Die Unternehmenswerte wiederum sind gemeinsam definiert und auf 4 Aussagen destilliert worden. Einiges davon ist für einen Betrieb selbstverständlich, anderes etwas abstrakt. Hans Georg Häusel, den Merath zitiert, sagt dazu: „Bei allem Abstraktem kotzt unser Gehirn“. Stimmt, und dadurch wird der Wertebegriff nicht emotional verankert. Merath spricht vom „Werteflimmern“. Treffender Begriff.

Mir gefallen die dazugehörigen Fragen viel besser.

„Behandelst Du alle so, wie Du es gerne hättest?“ statt „Wertschätzend handeln“, das greift sich besser an.

In Zukunft will ich diese Fragen mit Beispielen verbinden und auf diese Weise eine emotionale Verbindung mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter schaffen.

Die Bedürfnisse nach Zugehörigkeit, Sicherheit, Anerkennung, Abwechslung stehen alle in Wechselwirkung mit den ausgerufenen Werten.

Final stelle ich aber fest, dass die klassische Herangehensweise wichtig war, um jetzt diese Anpassung oder Weiterentwicklung zu initiieren. Das Handwerkszeug ist jetzt da, der Umgang fällt leichter.

„Leonardo“ geht weiter, ich werde berichten.

Etwas schwere Kost heute, ich weiß. Aber sehr wichtig in der Entwicklung bzw. Positionierung eines Unternehmens.