Die 3 D der Inflation

20. Jan. 2023

Die 3 D der Inflation

Wieso wir niedrige Inflation in diesem Jahrzehnt eher abhaken sollen…

Jetzt stellt sich die erste Frage – was ist niedrige Inflation? Ich würde sagen, alles unter 2-3% ist absolut normal und gesund.

Im Rahmen einer Veranstaltung, in der Alois Wögerbauer, seines Zeichens einer der erfahrensten Fondmanager Österreichs, über Kapitalmarktaussichten 2023 referierte, blieb eine Passage hängen, in der ich zu 100% mit ihm übereinstimme. Er hat es nur schöner formuliert.

Die Inflation wird zwar heuer wieder runterrauschen, Grund sind die Basiseffekte, also die hohe Basis 2022 dient als neue Messlatte, daher ist es bei stagnierenden bzw. fallenden Energiepreisen eher unwahrscheinlich, dass von dieser Schwelle wieder eine knapp 2-stellige Geldentwertung stattfindet. Die Prognosen liegen bei 3-5%.

Der Wögerbauer fand jetzt 3 Gründe für eine permanent höhere Inflation, er hat sie die 3 D genannt.

Deglobalisierung

Mittlerweile wird es wohl den meisten aufgefallen sein, dass die Welt während Covid ein Lieferkettenproblem hatte. Durch die Ukrainekrise kam noch das Thema Energieursprung dazu. Die Versorgung durch Russland sank massiv, alternative, wesentlich kostenintensivere Quellen wurden gesucht und gefunden. Na, den Amis sei Dank, dass sie uns das 4x so teure LNG verkaufen.

Der Druck auf die westlichen Regierungen steigt, lokale Industrien aufzubauen und heimische oder zumindest prowestliche Rohstoffquellen anzuzapfen. Interessant, dass den Saudis die USA als Schutzmacht seit der „Flucht“ aus Afghanistan nicht mehr adäquat erscheint. China steht schon an der Türschwelle und verspricht Freundschaft. So wird es wohl bald den Petroyuan statt Petrodollars geben.

Alles das zeigt den Bruch zwischen Ost und West auf. Und der wird Produktpreise in den Himmel jagen. Unsere Arbeitsstunde liegt halt wohlstandsbedingt bei einem Vielfachen des Pakistani.

Demografie

Über den Fachkräftemangel brauche ich wohl nicht ins Detail zu gehen, da gibt es genügend Blogartikel. Letzte Statistiken zeigen, dass Mitteleuropa bis 2035 nicht ein paar Tausend, sondern Millionen arbeitsfähige Menschen verlieren wird. Überalterung, Fremdenfeindlichkeit und damit wenig Einwanderung und wenn, schlechte Eingliederung in die Gesellschaft. Gründe genug und damit auch Möglichkeiten, dagegen zu steuern. Na, hoffentlich stimmen die Statistiken nicht, dass die Geburtenrate in Ländern mit hoher Impfrate stark zurückgeht – ACHTUNG SCHWURBLERALARM für alle Nutzer der MSM (Main Stream Media).

Berichte über die Entwicklung der Robotik und KI stimmen mich aber bei diesem Punkt leicht optimistisch.

Dekarbonisierung

Die Energiewende passiert, ist wichtig, wird aber nicht so geradlinig verlaufen, wie die ESG-JüngerInnen es postulieren. Durch den Kapitalabfluss von fossilen Energien, die NOCH zurückhaltende Stimmung zur Nuklearenergie und eine geringe Energieeffizienz bei PV und Wind wird es unvermeidbar sein, dass der Preis von Öl, Gas und Kohle oben bleibt oder sogar weitersteigt. Bis die Speichertechnologie und die elektrische Infrastruktur technisch die Wende möglich machen (daran glaube ich auf jeden Fall, es ist nur ein Thema des Zeitpunktes), werden wir noch Rohstoffe, vor allem Metalle und seltene Erden, in einer Größenordnung brauchen, die ohne Zweifel den Preis der „Commodities“ explodieren lassen. Man denke nur an die nötigen Verkabelungen, was brauchen wir da? Kupfer, genau. Was macht der Preis gerade, obwohl wir in oder vor der Rezession stehen? Auf der Rolltreppe, Richtung Dachgeschoß.

Ich darf so frech sein und ein viertes D dazufügen, das mir noch fehlt.

Druckerpresse

Amerika steht gerade wieder vor der leidigen Erhöhung der nationalen Schuldenobergrenze. Auch wenn die Notenbanken jetzt auf der Bremse stehen, die letzten 15 Jahre haben sie Geld gedruckt, als ob es kein Morgen gäbe.

Der gute Ben Bernanke, ehemaliger FED-Chef, der Schöpfer des Helicopter-Money´s, hat diese Vorgangsweise salonfähig gemacht. Er meinte, wenn nötig, würde er neues Geld vom Hubschrauber weg verteilen. Dann kam Mario Draghi, der vermeintliche Retter des Euro, und sein legendärer Spruch „Whatever it takes..“, übersetzt, wir drucken solange Euronen, bis wieder alles passt, aber leider der Wert verwässert ist.

Hat ein Weilchen gedauert, aber jetzt kommt das am Markt an. Wie das alles enden wird, frage nicht. Ich habe keine Ahnung.

Abschließend rate ich jedem, nicht den Medien und Experten zu glauben, die meinen, dass die aktuelle Krise schon überstanden ist und die Inflation im Laufe von 2023 wieder in die Normalität übergeht.

Wenn dem entgegen meiner Meinung aber so ist, dann MEA CULPA.

Ich freue mich dann mit.