Immo-Bubble?

22. Okt. 2019

Immo-Bubble?

Ein Versuch, die Position im Immobilienzyklus zu finden

Ich lese gerade ein interessantes Werk von Howard Marks, seit Jahrzehnten gefeierter Hedgefund-Manager.
Mit all seiner Erfahrung versucht er, Systeme bei verschiedenen Zyklen wie Börsenzyklus, Kreditzyklus, Zinszyklus heraus zu finden. Unter anderem gibt es auch ein Kapitel über Immobilienzyklen. Generell ähnelt sich jeder Zyklus, egal aus welchem Bereich.

Am Top ist jeder glücklich, positiv, risikobereiter und zu jeder Schandtat bereit. Die Banken verleihen das Geld ohne Sorgen, für die Bonität genügt ein breites Lächeln und 28 Zähne (Weisheitszähne werden in diesen Momenten nicht bewertet). Zu diesem Zeitpunkt hört man gerne den gefährlichsten Spruch aller Zeiten, nämlich „diesmal ist alles anders…“.
Wenn dann alles nach dem Hangover am Boden liegt, dann gibt´s NO FUTURE, keinen Cash, Tunnel ohne Ende und die für diese Phase frequentierte Aussage „es ist alles aus!“.

Jetzt setze ich alle meine Erfahrung mit Meditation ins Spiel und werde „mindful“, also bewusst für diesen Moment, für diese Marktphase.
Was sehen und hören wir? Wir verkaufen in großem Volumen, vom Plan weg, aber nur, wenn Lage, Grundriss und Ausstattung passen.
Positive Hysterie, nachgeschmissene Kredite, die Behauptung, dass Immobilien immer steigen werden,…? Also, ich kann nicht behaupten, dass ich solche Auswüchse bemerkt hätte.

Eher Vorsicht, Banken mit immer höheren Auflagen und Bedingungen, sehr wohl einen förderlichen Niedrigstzins, mehr als 50% Käufe für dringenden Wohnbedarf und stark steigende Anlegerkäufe.
Die vermietungswilligen Investoren kaufen jedoch nicht mit dem Hintergedanken der Wertsteigerung, nein, das negative Zinsniveau holt als Argument die Wertstabilität in den Vordergrund.

Verglichen mit der Subprime-Immobilienkrise 2007 in den USA, wo man sich Kredite per Automaten in hoher sechsstelliger Dollarsumme quasi ausdrucken konnte, wo jeder Käufer in der Kalkulation von Preisverdoppelungen innerhalb weniger Jahre ausging, sehe ich keine Blase.

Was die Zukunft bringt, ist sorgfältig zu beobachten. Die Situation mit (europäischen) Negativzinsen und stark steigenden Assetklassen (Flucht aus dem Bargeld?) erzeugt Realverzinsungen, die Cash aus dem Jahr 2019 hochgerechnet auf das Jahr 2040 auf den Wert von Toilettenpapier fallen lassen (oder darunter..).

Daher meine aktuelle Vermutung – aber mein Name ist Hase – dass wir aktuell noch irgendwo im steilen Anstieg des Immobilienzyklus stehen, aber noch lange nicht on top.
Auf große kurzfristige Wertsteigerungen würde ich niemals setzen, aber im Gegenteil auch nicht auf massive Abstürze.

Was meint ihr?