„Social Distancing“

5. Jun. 2020

„Social Distancing“

Der Begriff des Jahres 2020?

Langsam, aber stetig wenden wir uns wieder der Normalität zu. Der Maskenball endet, die Distanz schrumpft.
Auch auf den Baustellen der Ebster-Bau und Ebster-Holzbau fallen die Masken und die Anti-Spuck-Visiere mit ihrer fraglichen Sinnhaftigkeit sind Geschichte.

Zeit, darüber nachzudenken, was wäre, wenn das ein dauerhafter Zustand würde?
Na, die Bussi-Bussi-Kultur würde mir jetzt nicht fehlen, da hatte ich noch nie eine große Passion dafür.

Aber bereits beim Handschlag fängt es an, der ist für mich und unsere Unternehmenskultur ein wichtiges Symbol. Er steht für Kraft, Ehrlichkeit, Partnerschaft und Freude.
Das versuchen wir auch mit diesem Akt rüber zu bringen. Ich gebe zu, der ist mir abgegangen.
Diese Ellbogen- Fußverrenkungen (eine Freude für die Physio´s…), die mich bei den meisten eher an afrikanische Regentanzrituale erinnerten, waren nicht so meins.
Daher habe ich auch schon sehr bald diesbezüglich gesündigt (mit zeitnaher Desinfektion natürlich…).

Über Homework habe ich ja schon kurz geschrieben, es stellt sich zwar heraus, dass sehr viele das häusliche Arbeiten begrüßen würden, aber nur temporär. Als ein Killer-Gegenargument wird immer wieder die fehlende Begegnung mit Kollegen = Menschen erwähnt. Auch beim Videochat alleine oder zuhauf, es wird mehr werden, aber der persönliche Kontakt auf physischer Ebene ist wertiger. Daher werden Businessflüge oder Office´s nicht sterben.

Vielleicht kommt das ja noch mit klugen Algorithmen, aber bis dato kann ich auf dem Bildschirm die Mimik, das Augenspiel, Gesten, etc. nicht in der Form wahrnehmen, wie wir es instinktiv wünschen. Ist das nicht nach wie vor erschreckend, wenn man die Menschen durch die Maskerade hinweg nicht einschätzen kann? Die Augen sind dann das einzige Mittel zur unbewussten Kommunikation.
Für Kellerlacher oder Menschen mit Geheimnissen vielleicht eine gute Zeit, aber das Gros der Gesellschaft wird wohl ähnlich unangenehm berührt sein wie ich.

Kommt ja nicht von ungefähr, dass Personen durch Botox und andere Kunstgriffe in der Visage anders eingeschätzt werden, obwohl der Mensch der gleiche geblieben ist. Mimikry, die Täuschung, fällt mir da gleich ein.

Gerade gelesen und brandaktuell – die hormonelle Veränderung durch Nähe. Sei es eine Umarmung, ein Schulterklopfer, der Handschlag, gute Gespräche von Angesicht zu Angesicht, spielen mit dem Hund, ein Busserl oder last but not least horizontale Höhepunkte, das löst im Körper eine massive Reaktion aus. Schon was von Oxytocin gehört?
Das Gute-Laune-Hormon schlechthin. Durch die vorgenannten Handlungen steigt die Oxytocinkonzentration im Körper. Diese Wandlung, vermutet der Mediziner Dr. Paul Zak durch seine unzähligen Forschungsergebnisse, begünstigt, dass Menschen großzügiger, vertrauensvoller und emotional intelligenter werden. Der Rückschluss daraus, ausschließlich Videokonferenzen zu führen und sich zu isolieren, führt auf mittlere Sicht zum Grantler und Eigenbrötler.
Wieso werden Menschen in Gesellschaften, die eng verflochten sind, häufig so alt? Im Süden wird es wohl nicht nur die mediterrane Diät sein.

Abschließend noch eine Geschichte aus den ersten Tagen nach dem Shut-Down.
Die Bestimmungen waren klar, unter einem Meter Schutzmaske oder Helmvisier. Um die Umsetzung zu kontrollieren, war ich selbst 2 Tage auf den Baustellen unterwegs.
Disziplin war großteils vorhanden, wenige interpretierten die Vorgaben auf kreative Weise (Helmvisier wie verkehrtes Kapperl hinten, Schutzmaske wie jüdische Kippa auf dem Scheitel).
Bei 2 Mitarbeitern einer Partnerfirma musste ich eingreifen, beide rauchend, ergo keine Maske, Abstand unter 50cm.
„Hey Burschen, wollt´s ihr vielleicht gleich zum Schmusen anfangen?“
„Na, Chef, wir san nix Warme, wir tan nur ane hoaz´n…!“

Ja, auch das gemeinsame Rauchen ist (leider) Teil des Social GetTogether´s.