Just an illusion….

Oder wie man den Medien Stories verkaufen kann

Der obige Musiktitel von Imagination, einer meiner Lieblingssongs vor tausend Jahren, darf heute herhalten für ein Thema, das mich periodisch staunen lässt.

Die Möglichkeit, Experten- oder Promistatus mit Hilfe der Medien aufzubauen. Ob dies einer ausgeprägten Naivität der Journalisten oder einfach der Knappheit von guten Stories geschuldet ist, dem möchte ich etwas nachgehen.

Wir hatten wie bekannt unser größtes geschäftliches Waterloo vor einigen Jahren mit einem selbsternannten Bio-Metzger erlebt. Geld kann man zurückverdienen, aber die menschliche Ent-TÄUSCHUNG hat meiner Schwester und mir viel Kraft gekostet. Alles abgearbeitet, wir sind schon lange wieder auf Kurs.

Aber ich habe immer wieder gegrübelt, wieso habe ich nicht die richtigen Fragen gestellt, warum nicht auf Freunde gehört, die mich gewarnt haben?

In gleicher Weise, wie man hört, die Zahnärzte den Finanzdienstleistern permanent auf den Leim gehen – ein Gerücht oder Wahrheit?

Heute bin ich etwas weiter und habe eine Antwort. Weil ich genauso meine wunden Punkte habe, Werte, Leidenschaften, Sehnsüchte.

Eine davon ist die Produktion von regionalen und gesunden Lebensmitteln. Und auf diesen Trigger hat der Schwindler damals gesetzt.

Den Businessplan, den er mit einem Mentoren und Steuerberater entwickelt hat, habe ich zerstückelt und argumentativ vernichtet. Trotzdem…..ein blinder Fleck.

Das war vor 4 Jahren.

Gegenwart – nachdem wir über Jahre den Auftritt dieses Mannes in den sozialen Medien verfolgen mussten, so, wie wenn nichts gewesen wäre, waren wir über einen Beitrag des ORF vor wenigen Tagen absolut konsterniert. Eine Charity-Aktion vom so genannten “STAR-METZGER” führte zu einer hohen Spende. Woher auch immer das Geld kam.

Am selbigen Tag, wo ich den Kopf über diesen Bericht, aber noch mehr über den Reporter schüttelte, dann die Nachricht, dass derselbe in einem strafrechtlichen Prozess zu einem Jahr unbedingter Haft wegen betrügerischer Krida verurteilt wurde. Die Gerechtigkeit und eine gute Richterin haben gesiegt.

Einen Tag später dann ein Artikel in einer kleinformatigen Tageszeitung süffisant mit Verweis auf das gute Timing des ORF-Berichtes.

Aber jetzt die Preisfrage.

Wie kann ein Hochstapler überhaupt so weit kommen? Aus unbestätigten Berichten hat er lediglich als Hilfsarbeiter in einer Metzgerei gearbeitet. Geselle oder gar Meister, Fehlanzeige.

Journalisten und alle anderen Organe, die uns täglich informieren, hätten im Rahmen ihres öffentlichen Auftrages die Pflicht, ordentlich zu recherchieren. Tun sie aber nur in den wenigsten Fällen.

Eröffnungen werden besucht, Brötchen und Sekt getrunken und dann unreflektiert bzw. -kritisch geschrieben.

Je mehr Schillern, je spektakulärer die Story (in diesem Fall der Aufstieg des ehemaligen Rotlicht-Laufburschen zum Starmetzger), umso besser.

Das wollen die Leute.

Daher wird es immer wieder Menschen gelingen, ohne jede Grundlage aufzusteigen, anderen das Geld aus der Tasche zu locken (Sam Bankman-Fried, Bernie Madoff,…) oder in den Promistatus aufzusteigen.

Sogar in unserer Branche, besser in der großen Immobilienwelt, fangen jetzt die ersten Gaukler durch gestiegene Zinsen zum Wackeln an. In der Nullzinsphase war es einfach, Eigenkapital anzuwerben und mit Fremdkapital hochzuhebeln. Jetzt sinkt der Wasserspiegel und siehe da, die haben sich zur rechten Zeit keine Badehosen angezogen. Und FKK ist nichts Schönes, wenn man ehrlich ist.

Also wie kann man gegensteuern?

• Bildet euch immer eure eigene Meinung und lauft nicht jedem Stammtischthema blind hinterher
• Fragen, Fragen, hinterfragen
  Ob Tageszeitung (bis auf die Sportergebnisse), TV oder vor allem Social Media, immer Nasen bohren…
• Bücher und Analysen von guten Autoren/Journalisten lesen

Ich habe für mein Leben gelernt, somit war diese Erfahrung teuer, aber extrem wichtig. Es wird immer wieder mal etwas passieren, aber nicht mehr in dieser Dimension, davon bin ich überzeugt.

P.S.
Hoffentlich ist das auch für die junge Generation eine Hilfe, auf ihrem Weg solche Fallenleger zu umgehen.