Reizthema Bodenversiegelung

12. Jun. 2023

Reizthema Bodenversiegelung

Replik auf den Leserbrief von DI Manfred Uttenthaler vom 2.6.2023

Spätestens bei den Einschaltungen der Hagelversicherung mit Statistiken zur österreichischen Bodenversiegelung, ausgedrückt in dem Gegenwert an Fußballplätzen, kommt die absolut berechtigte Diskussion stets wieder in Schwung.

Ein Disput sollte jedoch auf Fakten und herleitbaren Grundsätzen beruhen, sonst wird es populistisch. Und da kommt der Leserbrief ins Spiel. Am 29.7.2022 konnte ich mich bereits nicht ruhighalten und musste auf einen sportkritischen Beitrag von DI Manfred Uttenthaler eine Gegenantwort als Blogbeitrag verfassen.

Sport, der Ressourcenkiller – Ebster-Bau (ebster-gruppe.at)

Den Leserbrief haben wir angehängt und bitte ich vor der Lektüre meiner Gedanken um den Genuss dieses skurrilen Schmankerls.

Es beginnt mit einer sehr vereinfachten Widerlegung der Sinnhaftigkeit von Wirtschaftswachstum, “großhirn-weise” Führungskräfte wüssten doch, dass ewiges Wachstum nicht möglich sei. Ich würde hier gerne mit Leopold Kohr diskutieren, der das Thema doch etwas fundierter angeht. Aber alles gut, ein Disput wäre da schon möglich.

Das Stillstand (de facto kein Wachstum) auch Stagnation bedeuten kann, ist unstrittig. Eine ungeliebte Form der Gesellschaft, da doch jeder Gewerkschafter, aber auch viele ambitionierte Unternehmer davon träumen, die Kaufkraft und den Lebensstandard der Menschen zu erhöhen. Ohne Wachstum, sag ich mal, vergiss es.

Jetzt wird es aber spannend, wo Hr. Uttenthaler versucht, den ausufernden Flächenfraß auf die unkontrollierte wachstumsorientierte Bauwirtschaft zu schieben. Er fordert die Reduktion der Bauwirtschaft auf ein Drittel Ihrer heutigen Kapazitäten. So wie in den letzten 70 Jahren in der Landwirtschaft passiert.

Zitat “..Alle Parteien sind leider zu feige, diese beinharte Wahrheit zu sagen. Mehr Mut zu gesunden wirtschaftlichen Entwicklungen!”

Echt jetzt? Volks- oder Betriebswirtschaft war jetzt möglicherweise nicht Teil des Uttenthalerischen Studiums, aber der Hausverstand sollte da auch reichen.

  • Jeder Wirtschaftszweig funktioniert nach dem Prinzip “Angebot und Nachfrage”. Solange Nachfrage nach einem Produkt besteht, wird produziert. Das gilt auch für unsere Branche. Die Nullzinsphase hat möglicherweise eine Verzerrung gebracht, die ist aber endgültig vorbei.
  • Die Förderlandschaft als auch die Raumordnung kann sehr wohl steuern, ob Grünland weiterhin so leicht bebaubar ist wie in der Vergangenheit. Aber auch das hat nicht mit der Produktionskapazität der Bauwirtschaft zu tun, die würde sich anpassen und auf Revitalisierung und Verdichtung konzentrieren.
  • Der Vergleich mit der Landwirtschaft hinkt, er zielt nur auf die Anzahl der Arbeitskräfte in diesem Segment ab. Die Gesamtproduktion ist vielleicht in Ihrem Anteil am BIP gesunken, aber nicht in absoluten Zahlen. Sonst hätten wir wohl ein Problem, die massiv gestiegene Bevölkerung zu ernähren. Eine Statistik über die Entwicklung in Deutschland seit 1950 zeigt eine 5-6 fach gesteigerte Produktivität. Die Begleiterscheinungen (kaputte Böden, Massentierhaltung, Dumpingpreise, ….) wären ein separates Blogthema.

 

  • Eine ähnliche Entwicklung wird wahrscheinlich auch in der Bauwirtschaft stattfinden. Der Fachkräftemangel zwingt uns mittelbar zu einer höheren Mechanisierung. Die Produktivität wird dadurch steigen. Aber Vorsicht, das Bauvolumen wird dadurch nicht schrumpfen.
  • Erst wenn unser Kunde (Gemeinnützige und gewerbliche Bauträger, öffentliche Auftraggeber, Gewerbe- u. Industriekunden, private Bauherren, etc.) keinen Bauwillen mehr innehat, dann wird unsere Branche leiden und Kapazitäten reduzieren. Die kommenden Jahre werden diese Forderung von Hrn. Uttenthaler möglicherweise erfüllen. Aber eben nur zyklisch im Wirtschaftsabschwung, dem postwendend ein Aufschwung folgen wird.

Keep it simple ist üblicherweise für mich ein MUST, aber so einfach, wie Hr. DI Uttenthaler es darstellen möchte, ist es leider nicht.

P.S.

Am 30.5. ein Bericht in den SN über 6,5 ha Grünland im Pinzgau, die mit einer ESG-freundlichen Photovoltaikanlage zugepflastert werden soll. Ungeachtet der Tatsache, dass ich keine Details zur Nutzbarkeit und Bodenbeschaffenheit der Fläche habe, sind solche “politisch korrekten” Aktionen zu hinterfragen.

Schreiben sie darüber, Hr. Diplomingenieur, meine Unterstützung ist Ihnen sicher.

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